Wolfgang WILLRICH

Biographie

Geboren am 31. März 1897 in Göttingen, entstammt einem alten Bauerngeschlecht aus Niedersachsen und Pommern. Sein Vater, der Hellenist Hugo Willrich, lehrte klassische Philologie an der Universität Göttingen und hatte mehrere Pfarrer als Vorfahren. Zeigte sehr früh eine künstlerische Begabung und machte sich bei seinem Vater mit der Antiken Kunst vertraut, konnte dann 1915 auf die Berliner Kunstschule. Wirkte außerdem bei der Jugendbewegung mit und wird 1916 als Feldwebel zum 251. Infanterie - Regiment eingezogen. Erhält das Eiserne Kreuz an der Westfront. Hier wird er 1918 von den Franzosen gefangengenommen und in Orléans interniert. Macht während seiner Gefangenschaft zahlreiche Malereien und Skizzen. Veröffentlicht seine ersten Zeichnungen in einem vom internationalen Roten Kreuz herausgegebenen Magazin für Kriegsgefangene.

1920 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, nimmt er sein Studium an der Dresdner Akademie wieder auf, wo er vier Jahre lang Richard Müllers und Georg Lührings Schüler ist. Studiert außerdem Biologie sowie Anthropologie und besucht bis 1927 Vorlesungen des Anatomen Hermann Dittrich, dessen Meisterschüler er wird. Er tritt in den den von Erich und dessen Frau Mathilde Ludendorff geführten Tannenbergbund ein, distanziert sich aber von Ihm noch vor 1928.

(Veröffentlicht aber dennoch Illustrationen im Tannenberg - Jahrweiser von 1932 und 1934). Reist nach Holland, Belgien, Frankreich, Italien und in die Schweiz. Maler und Zeichner, Gegner jeglicher Form moderner Kunst und überzeugter Anhänger des "Rassegedankens" spezialisiert sich auf die "Rassenportraits", die die "nordische" Komponente des deutschen Volkes hervorheben sollen. Tritt vor allem durch seine Portraits von Ludendorff (1927) und General Lettow - Vorbeck (1929) hervor. Wendet dabei sowohl die Malerei als auch die verschiedenen Zeichenmittel: Graphit, Rötel, Pastell und Kohle an. Heiratet 1931 (er wird einen Sohn und zwei Töchter haben).

1933 - 1934: ist er eine Zeitlang beim Reichskulturministerium tätig, wird aber wegen seiner Zugehörigkeit zur Ludendorff - Bewegung aus seiner Stellung verdrängt. Unterrichtet auch einige Monate an einer Privatschule in Dresden. Läßt sich in Berlin - Frohnau nieder, wo R. Walter Darré ihm eine Stelle als freier Mitarbeiter anbietet und ihm 500 RM monatlich zuweist, damit er Bauern nordischen Typs in Süd- und Norddeutschland portraitiert. Erfüllt diese Aufgabe mit Begeisterung, stößt aber auf die ablehnende Haltung mancher Ortsgruppenleiter der NSDAP, insbesondere in Bayern. (In einem Brief vom 1. November 1936 an Darré klagt er unter anderem über den Widerstand des in München lebenden Anthropologen Merkenschlager gegen die nordische Idee.)

Malt auch Menschentypen im Auftrag Walter Groß, der das rassenpolitische Amt der NSDAP leitet. Seine in Mappenform erschienenen Zeichnungen werden ebenfalls als Postkarten verlegt und weit verbreitet. Er weist 1935 ein Angebot des Berliner Scherl - Verlages zurück, der das alleinige Reproduktionsrecht erwerben möchte. Lehnt, um seine Unabhängigkeit zu bewahren, ebenso seine Ernennung durch Himmler zum Ehrenmitglied der SS ab. Der NSDAP tritt er ebenfalls nicht bei. Veröffentlicht am Rande seiner künstlerischen Tätigkeit eine Reihe von völkisch geprägter Schriften, in denen er die " Weimarer Kunst " leidenschaftlich verurteilt. Arbeitet hierbei mit Walter Hansen zusammen, der ihm die meisten in seinen Büchern veröffentlichten Informationen lieferte (Säuberung des Kunsttempels 1937, Des Edlen Ewigen Reich 1939). Tritt auch mit Graf Klaus von Baudissin (Jahrgang 1891), Konservator der Kunstsammlung Württembergs seit 1925, Leiter des Essener Folkwang - Museums ab 1934, SS - Oberführer ab September 1943 in Verbindung. Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste (Nr. 3741). Gehört 1937 neben Walter Hansen und Baudissin zu den Organisatoren der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst". Verurteilt die offizielle Bekämpfung des Kulturbolschewismus als zu "gemäßigt" und stößt von diesem Zeitpunk an auf heftige Feindschaft wegen seiner als zu radikal bewerteten Ansichten, etwa bei Eberhard Hanfstaengl, dem Direktor der Berliner Museensammlungen, bei Adolf Ziegler, dem Vorsitzenden der Reichskammer der bildenden Künste, sowie beim Ministerialrat Wilhelm Laegert, Leiter der Propaganda (2. Abteilun) in Goebbels' Ministerium. Stellte 28 Werke für die Grosse Deutsche Kunstausstellung zwischen 1937 - 1942, hauptsächlich Portraits von Bauern ("Altbauer aus dem Ries"), Soldaten und Parteiführern z.B. Führerin der deutschen Frauen in Rumänien 1940, Oberst Mölders und Jagdflieger Heilmayer 1941.

Ersucht Darré im Oktober 1938 um die Erlaubnis, auch im Ausland Bauern nordischen Typs zeichnen zu dürfen, vor allem in England und in Frankreich, um zu einen besseren Kenntnis des "europäischen Bauernadels" beizutragen. Aber seine Beziehungen zu Darré verschlechtern sich bereits. In einem Brief vom 2. November 1938 an Himmler klagt er auch über die feindliche Gesinnung, die ihm der Baldur von Schirach und den Verantwortlichen der Reichsjugendführung entgegenbringen (die Zeitschrift Wille und Macht würde ständig über ihn spotten). Unterhält dagegen Beziehungen zu Paul Minke, dem Leiter der HJ - Führerschule in Potsdam, der ihn mit dem Volksbund für das Deutschtum im Ausland (VDA) in Verbindung bringt. Meldet sich 1939 freiwillig zum Kriegsdienst, wird aber aus Altersgründen nicht eingezogen. Arbeitet von nun an hauptsächlich für den VDA und dem dazugehörigem Berliner Grenze und Ausland - Verlag zusammen. Schreibt am 14. September 1939 Rommel (den er 1938 durch Paul Minke kennen gelernt und bereits portraitiert hat), man möge ihn als Maler und Zeichner an die Front schicken. Sein Gesuchen wird von den Verantwortlichen des VDA unterstützt, die erwirken, dass er Zeichnungen und Portraits ohne jede Einschränkung machen darf. Wird nun beauftragt, die bedeutendsten Führer der deutschen Wehrmacht zu portraitieren. Verwirklicht eine erste Serie von U-Boot Leuten und Führern der Kriegsmarine (Karl Dönitz, Günter Prien, Schuhart, Schulze usw.) die auf der Ausstellung "Polenfeldzug und U-Boot-Krieg in Bildern und Bildnissen" im Berliner Künstlerhaus vorgestellt wird. Hat durchaus Erfolg, weshalb er Anfang 1940 der Staffel der bildenden Künste mit dem Grad eines Feldwebels zugeteilt wird. Nimmt mit den Einheiten der Wehrmacht am Frankreichfeldzug teil. Macht in Frankreich Portraits von Rommel und General Guderian. Hält sich bei den Fallschirmjägern der Sturmabteilung Koch auf. Gehört bis März 1941 der von Oberst Hesse geleiteten Presseabteilung der Wehrmacht an, wird anschließend nach Norwegen und Finnland geschickt, wo er Einheiten der Gebirgsjäger sowie der Organisation Todt (1941 - 1942) besucht, später mit General Kesselring nach Sizilien (1943) und schließlich nach Russland. Machte auf diesen Auftragsreisen unzählige Portraits, sowohl von Persönlichkeiten (Hans-Ulrich Rudel, Hanna Reitsch, Mölders, Gallant, Göring, Dietl, Ferdinand Schörner, usw.), als auch von anonymen Soldaten. Wird vom Generalstab (OKH) 1942 außerdem beauftragt, Träger des Ritterkreuzes zum eisernen Kreuz zu portraitieren. Seine Zeichnungen werden dann vom VDA als Serien weitverbreitet, unter anderem in Form von Postkarten (die heute bei Sammlern sehr gesucht sind). 1941 veranstaltet die NS-Kulturgemeinde eine Ausstellung seiner Werke ("Rasse und Nation"). Hitler erwirbt eines seiner Rommel-Portraits, die Presse wird aber angewiesen, nichts davon zu berichten. Wird von der Propaganda-Einsatzabteilung am 19. Juli 1942 zum Sonderführer ernannt, ist aber der Auffassung, das diese Beförderung einer Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit gleichkomme, und erwirbt im Dezember deren Aufhebung. Zieht Ende 1943 wieder nach Berlin-Frohenau, wo er seine künstlerische Tätigkeit fortsetzt. Zur selben zeit erscheint sein letztes illustriertes Buch ("Des Reiches Soldaten"). 1944 gibt ihm das OKH eine neue Serie zum Thema "Darum kämpfte der deutsche Soldat" in Auftrag. Aufgrund der deutschen Niederlage wird sie erst 1949 in Buenos Aires veröffentlicht. Wird 1945 von den Amerikanern festgenommen und in einem Lager der Normandie interniert , wo sich seine Gesundheit verschlechtert. Unterernährt und krank wir er Ende 1945 in ein amerikanisches Militärkrankenhaus verlegt, dann 1946 freigelassen. Während seiner Gefangenschaft lassen sich zahlreiche amerikanische Offiziere von ihm portraitieren. Trifft seine Frau und seine drei Kinder, die 1945 aus Berlin evakuiert wurden, in Göttingen wieder. Sein Haus wurde ausgeplündert, der größte Teil seines Werkes zerstört oder gestohlen. 1946 - 1947: Versucht unter schwierigen Bedingungen seinen Lebensunterhalt als Portraitmaler zu verdienen, trotz eines sich ständig verschlechternden Gesundheitszustandes. Verwirklicht ein gegen den Krieg gerichtetes Triptychon für sein ehemaliges Gymnasium in Göttingen. Beginnt 1947 ein autobiografisches Buch ("Aus Freude am Schönen"), das seine Frau Charlotte 1987 ergänzt. Stirbt an Krebs am 18. Oktober 1948 in Göttingen, nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt.

 

Quellenverweis: Kunst in Deutschland 1933- 1945 Malerei Bd. 2/2,  Autor: Mortimer G. Davidson, 1992  Grabert – Verlag, Tübingen www.grabert-verlag.de/